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1. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Land und Volk der Germanen. 5 Familienglieder. An das Wohnhaus schlossen sich Stall und Scheune an. In unterirdischen Räumen wurden die Vorräte ausbewahrt und durch Stroh und Baumzweige gegen die Strenge des Winters geschützt. Das Besitztum des Einzelnen nannte man Gehöft. Tugenden. Die alten Deutschen zeichneten sich durch Liebe zur Freiheit, durch Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit aus. Ein deutsches Ja galt nach Tacitus mehr als ein römischer Eid. Nicht minder rühmten die Römer die Reinheit ihrer Sitten und ihre unbegrenzteg äst freund sch aft. Sie hielten es für Unrecht, einem Fremden ein Obdach zu verweigern, und bewirteten jeden nach Vermögen. Besaß ein Hauseigentümer selbst nichts, was er seinem Gaste hätte vorsetzen können, so geleitete er den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit, wie ein Bekannter des Hauses, gastlich ausgenommen wurde. Verließ der Gaftsreund das Haus, so gab man ihm mit, was er verlangte. Laster. Doch waren die alten Deutschen nicht frei von Fehlern. Mit Recht warf man ihnen Liebe zum Tr unke und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen hinzubringen, wobei häufig Zank und Streit entstand und blutige Raufereien die derbsten Schmähreden unterdrückten. Man benutzte aber auch solche Gelage zur Aussöhnung oder beriet bei ihnen die wichtigsten Angelegenheiten der Familie und der Gemeinde, selbst Krieg und Frieden; doch wurde ein bindender Entschluß immer erst am folgenden Tag gefaßt. Ebenso leidenschaftlich wie dem Trunke waren sie dem Würfelspiel ergeben. Sie trieben es seltsamerweise nüchtern, wie ein ernstes Geschäft und wagten aus Gewinn und Verlust so tollkühn, daß sie, wenn alles verloren war, auf den letzten entscheidenden Wurf sogar Leben und Freiheit setzten. Mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit hielten sie ihr Wort auch in einer so verwerflichen Sache. Der Verlierende ging ohne Murren und Widerrede in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufen, auch wenn er jünger und stärker war als sein glücklicher Gegner. In der Regel verkaufte man solche Sklaven, welche man im Spiel gewonnen hatte, und entledigte sich mit ihnen zugleich der Schande des Gewinstes. Die Beschäftigungen der freien Germanen waren Krieg, Jagd und Fischfang. War der Krieg beendet, so trieben sie die Jagd, für welche die deutschen Wälder die reichste Beute darboten. Die Hörner der Auerochsen umgaben sie mit Silberreifchen und benutzten sie als Trinkgefäße. Diese Beschäftigungen allein hielten die

2. Geschichte des Mittelalters - S. 222

1888 - Wiesbaden : Kunze
222 Vierte Periode des Mittelalters, von Mainz, wohin er einen Reichstag ausgeschrieben hatte. Da es kalt war, so trat er bei einem Bäcker ein, um sich an dessen Ofen zu wärmen. Die Bäckerin schimpfte, in der Meinung, einen gewöhnlichen Reitersmann vor sich zu sehen, weidlich über den Bettelkaiser, welcher mit seinen hungrigen Leuten den Bürgern zur Last falle, statt sie selbst zu füttern, und goß ihm im Zorne eine Kanne Wasser, womit sie die Kohlen zu löschen beabsichtigte, über den Kopf. Rudolf begab sich, ohne ein Wort zu verlieren, nach Haufe und schickte um die Mittagszeit einen Diener im prächtigsten Kleide zur Bäckerin, ließ ihr ein paar Schusseln mit feinen Speisen bringen und sie selbst vor sich laden. Die Frau erschrak, als sie vernahm, wen sie am Morgen begossen hatte, und glaubte ihr Todesurteil zu vernehmen, als sie die Vorladung erhielt. Weinend nahm sie Abschied von Mann und Hindern und erschien vor dem König, welcher noch mit vielen Fürsten bei Tafel saß. „Fürchtet Euch nicht", redete dieser die zitternde Frau an, „ich danke Euch, daß Ihr vom Herzen weg von mir gesprochen habt; aber eine kleine Strafe müßt Ihr bekommen , nämlich die, daß -3hr meinen ©ästen Eure Strafrede noch einmal zum besten gebt!" Zum großen Ergötzen der Gesellschaft wiederholte die Bäckersfrau, was sie in ihrer Herzenseinfalt früh am Morgen gesagt hatte, und wurde dann ungekränkt entlassen. Rudolf war zweimal vermählt und hatte 3 Söhne und 6 Töchter. Die letzteren sah er alle wohl versorgt, dieweil sie ihm 6 Kronen ins Haus gebracht hatten (Schillers „Graf von Habsburg"). Allein seine Lieblingswünsche in bezug aus seine Söhne blieben unerfüllt. Der jüngere von ihnen, Rudolf, war mit Agnes von Böhmen vermählt, welche Mutter des Johann (Parricida) von Schwaben wurde, und starb, kaum 20 Jahre alt, in Prag. Hartmann ertrank im Rhein. Darum sollte Albrecht seinem Vater in der Regierung folgen. Rudolf berief 1291 eine Reichsversammlung nach Frankfurt, um Albrecht zu seinem Nachfolger ernennen zu lassen. Allein der Erzbischof von Mainz, dem Albrecht zu mächtig, streng und herrisch war, bewirkte einen ungünstigen Beschluß. Die Fürsten schlugen Rudolfs Begehren ab und erklärten ihm, das Reich sei zu arm, um ei Könige zu ernähren. Dies kränkte ihn auf das schmerzlichste. Mißmutig eilte er nach Straßburg, wo er alsbald zu kränkeln begann. Als ihn die Ärzte auf die bedenkliche Abnahme feiner Kräfte aufmerksam machten, behielt er feine Fassung und rief unerschrocken aus: „Auf denn nach Speier zu der Gruft meiner Ahnen!" Aber schon auf dem Wege dahin ereilte ihn in Ger-

3. Geschichte des Mittelalters - S. 242

1888 - Wiesbaden : Kunze
242 Vierte Periode des Mittelalters. macher, 44 Apotheker, 55 Zuckerbäcker, 83 Weinhändler, 1000 Schauspieler, Musikanten und Gaukler, sodaß die Zahl der Fremden zeitweise 100 000 überstieg. Als Johann Xxiii., der von der Kirchenversammlung nichts Gutes für sich erwartete, auf seiner Reise in die Nähe von Konstanz kam, rief er, auf die Stadt deutend: „Dies sieht mir aus wie eine Grube, in der man Füchse fängt." Um sich auf dem päpstlichen Stuhle zu erhalten, hatte er eine große Zahl italienischer Geistlichen mitgebracht. Allein die Versammlung beschloß, nicht nach Köpfen, sondern nach Nationen zu stimmen, und nahm vier Hauptnationen an, die deutsche, französische, englische und italienische, welche einzeln beraten und abstimmen sollten. Die Mehrheit der Stimmen in den Spezialversammlungen sollte dann als Abstimmung in der allgemeinen Sitzung gelten. Die Deutschen, Franzosen und Engländer verlangten von Anfang an, es sollten alle drei Päpste sofort abdanken, damit der Friede in der Kirche hergestellt werden könne. Allein Papst Johann verstand sich ungern hierzu, und die andern Päpste waren nicht erschienen. Jetzt beschloß Johann Xxiii., Konstanz mit Hilfe des Herzogs Friedrich von Östreich zu verlassen und sich dem Beschlusse des Konzils zu entziehen. Um jeden Verdacht zu beseitigen, stellte er sich, als ob er krank sei. Als Kaiser Sigismund ihn besuchte, fand er ihn auf dem Bette liegen und auf die Frage: „Wie geht es unserm heiligen Vater?" entgegnete Johann: „Sehr schlecht, ich bin ganz gelähmt; ich kann die Lust von Konstanz nicht vertragen." Einige Tage nachher gab Herzog Friedrich ein großes Turnier. Johann saß am Fenster im erzbischöflichen Palaste und benutzte den günstigen Augenblick, wo alles Volk sich aus der Stadt entfernt hatte, um in der Kleidung eines Reitknechts zu entfliehen. Er gelangte unerkannt nach Schaffhaufen, das dem Herzog Friedrich gehörte und ein Asyl bot. Die Flucht des Papstes erregte allgemeine Bestürzung; nur Sigismund freute sich, an Friedrich von Östreich seinen Zorn kühlen zu können. Er that den Herzog in den Bann und forderte die 8 alten Orte der Eidgenossenschaft auf, die Habsburgischen Güter des Herzogs wegzunehmen und für alle Zeiten zu behalten. Die Eidgenossen griffen eiligst zu, nur Uri erklärte, die Eidgenossen hätten Frieden mit Östreich. Die Kirchenversammlung forderte den Papst Johann Xxhi. zweimal auf, binnen 14 Tagen sich zu stellen; da aber der Papst die Frist verstreichen ließ, so verkündete sie folgenden Spruch: „Balthasar Cofsa (so hieß Papst Johann Xxhi., ehe er den päpstlichen

4. Geschichte des Mittelalters - S. 308

1888 - Wiesbaden : Kunze
308 Vierte Periode des Mittelalters. sah auf eine so glänzende Hofhaltung, daß sie der ihres Gemahls nicht nachstand. Die Königin war eine kluge, sittenreine und gewandte Frau und wurde von ihrem Gemahl in hohen Ehren gehalten. Kein Fürst, kein Gesandter erhielt Zutritt, ohne daß die Königin zugegen war, welche mit vieler Leutseligkeit und Heiterkeit die Vorgestellten begrüßte und anredete; sie hieß die Mutter des Adels und der Armen. Seitdem erschienen Herren und Damen öfter bei Hofe und wurden zu allen Festlichkeiten geladen. Anna von Bretagne durfte an den Beratungen des geheimen Rates teilnehmen und mitstimmen; so wollte es Ludwig Xii. Auch anderen, ihm nahestehenden Frauen gestattete er dies Vorrecht, welches immer mehr benutzt und später vielfach mißbraucht wurde. Ganz eigentümlich war das Los der Frauen damals in Spanien und Portugal. Sie lebten in klösterlicher Einsamkeit und Zurückgezogenheit, durften mit keinem Manne reden und empfingen nur Besuche von ihren Freundinnen. Die Pracht in Kleidern und in Schmucksachen war übertrieben, die Etikette drückend. Der Mann kümmerte sich wenig um die Frau, und selbst bei Tische saß er allein. Die Frauen und Kinder speisten für sich und nahmen ihr einfaches Mahl ein, indem sie, wie die orientalische Sitte es gebietet, auf Teppichen oder Polstern ruhten. Vornehme Frauen erschienen selten außer dem Hause, und wenn es geschah, fuhren sie in wohlverschlossenen Kutschen mit so kleinen Scheiben, daß kein Auge von außen sie erspähen konnte. Im Hause brachten sie die Zeit in träger Ruhe hin. Andachtsübungen, Unterhaltungen mit den Dienerinnen und Gesellschafterinnen und allenfalls Handarbeiten mußten die Langeweile verscheuchen. Unter den Frauen, welche die Geschichtsbücher der letzten Periode des Mittelalters erwähnen, heben wir insbesondere folgende hervor: 4. Margareta Herlobig, welcher Schiller in seinem Wilhelm Tell, unter dem Namen Gertrud Stauffacher, ein unvergeßliches Denkmal gesetzt hat, war die Frau des Werner Stauffacher in Steinen. Ihre Klugheit und Entschlossenheit, ihre Liebe zu ihrem Manne und zu dem Vaterlande gaben ihr den wichtigen Rat ein, welchen uns die Chroniken in folgenden Worten mitteilen: „Du weißt", sagte sie zu Stauffacher, „daß mancher fromme Mann im Lande ob des Landvogts Tyrannei klagt; darum zweifle nicht, daß viele wackere Landleute in Uri und Unterwalden auch das Joch drückend empfinden. Deshalb wäre es gut und vonnöten, daß Euer etliche, welche einander vertrauen dürfen, heimlich zu Rat gingen

5. Geschichte des Mittelalters - S. 291

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 41. Mittelalterliche Einrichtungen und Zustände. 291 bild der Stadt umzog ein Landgraben oder eine Landwehr, die Zugänge dazu waren mit Warten besetzt, auf welchen die Wächter nach den Hauptlandstraßen lugten, um durch festgestellte Zeichen jede Gefahr oder das Herannahen reisender Meßleute an-zukünden, damit man sich in der Stadt wahre oder den Kaufleuten ein bewaffnetes Geleit entgegensende. Im Innern der Stadt sah man enge, krumme Straßen, welche zuweilen ohne Ausgang waren. Die Wohnungen der Bürger waren äußerst einfach aus Holz und Lehm, Stroh und Rohr aufgeführt und bestanden aus mehreren Stockwerken, welche je höher je weiter in die Gasse hereinragten und Licht und Lust den Straßen benahmen. Diese Bauart begünstigte die Feuersbrünste, welche die Städte zuweilen furchtbar heimsuchten und eine neue Bauordnung bedingten. Während aber die Wohnungen der Bürger nach innen und außen den Eindruck der größten Einfachheit machten, fielen die öffentlichen Gebäude ins Auge, insbesondere das Rathaus mit feinem Turme, in welchem die Uhr und das Ratsglöcklein sich befand, die Kirchen, Kaufhallen und Zunfthäuser. Auch diese waren anfangs von Holz gebaut und hatten Fenster aus Tuch, welche erst später mit gläsernen vertauscht wurden. Rauchfänge und Schornsteine kannte man anfangs nicht; durch offen gelassene Lücken mußte der Rauch sich einen Ausweg suchen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kommt es schon häufig vor, „daß die Gebäude aus gevierten Steinen aufgeführt und von ansehnlicher Höhe find. Die Zimmer sind mit Holz getäfelt; man trifft Sommer- und Winterzimmer, Säle und Säulengänge. Die Straßen sind schön, nicht breit, aber mit Backsteinen glatt gepflastert." Paris soll schon um 1185 das erste Beispiel der Straßenpflasterung gegeben haben. Unter den deutschen Städten galten Nürnberg, Augsburg, Köln und Wien für schöner als Paris. Privatleben der Bürger. Die Hausgeräte der Zeit waren einfach und roh gearbeitet. Beim Mittagsmahle aßen Mann und Frau aus einer Schüssel; ein oder zwei Becher reichten für eine Familie aus. Messer und Gabel waren noch wenig in Gebrauch, man bediente sich des Löffels oder bei trockener Speise der Hand. Zu Mittag aß man um 11 Uhr, zu Abend um 6 Uhr; gewöhnlich trank man nur Bier und Obstwein. Diese Einfachheit in der häuslichen Lebensweise schwand bei festlichen Anlässen und machte einer großen Üppigkeit Platz. Insbesondere waren es die Hoch-Zeiten, an welchen ein so bedenklicher Aufwand in Speise und 19*

6. Geschichte des Mittelalters - S. 294

1888 - Wiesbaden : Kunze
294 Vierte Periode des Mittelalters. und nach der Zeit Morgen spräche oder Handwerk, in späteren Jahrhunderten, wo sie nur einigemal im Jahre regelmäßig gehalten wurden, das Quartal genannt. Man versammelte sich in Hand-werks her der gen, wo um festen Preis alle einheimischen und fremden Gewerbsgenossen Speise, Trank und Quartier haben konnten, oder in eigens erbauten oder eingerichteten Häusern und Stuben, welche den Namen Zunfthaus. Zunftstube oder Jnnungs-niederlagen führten. Der Verwalter oder Herbergsvater hieß Zunft- oder Stubenknecht. Die Statuten und Gesetze, alle Dokumente und Schriftsachen, das Siegel und die Kasse wurden in der Zunftlade aufbewahrt und alle Verhandlungen bei offener Lade vorgenommen. Ein größeres Ansehen erlangten die Zünfte durch die Selbstbewaffnung und die regelmäßigen Übungen im Kriegshandwerk; sie besaßen ihre eigenen Wassen, Banner und Zeug-hä user. Jeder widmete willig seine freie Zeit, um in der Handhabung der Waffen sich zu vervollkommnen. Diese kriegerische Haltung verschaffte den Zünften sogar gleiche Rechte mit den Altbürgern. Anfangs waren die Zünfte nämlich frei von den Lasten der Bürger und hatten nichts zum städtischen Haushalte beizusteuern. Als sie aber zur Steuerpflicht angehalten worden waren und von der redlichen Verwaltung der städtischen Gelder durch die Altbürger-Geschlechter sich nicht überzeugt hielten, forderten sie nicht nur Rechnungsablage, sondern auch Anteil an der städtischen Verwaltung. Das Sträuben der Patrizier gegen diese Neuerungen machte die Zünfte in ihrem Streben nur energischer und zäher; nach langem Streite siegten sie und erkämpften sich nach und nach die Zulassung zum vollen Bürgerrecht, zum Mitgenuß des Gemeindevermögens und zur Befähigung, ein städtisches Amt zu bekleiden. So bildete sich in der Folge eine gemischte Bürgerschaft; die eine Hälfte bestand aus den vormals allein ratsfähigen Edelleuten und Rittern, den Geschlechtern und allen Altbürgern, wozu die Rentiers, Kaufleute, Wechsler, Goldschmiede, Salzleute und Tuchherren gehörten, die andern aus den zünftigen Handwerkern, welche je nach Beruf und Arbeit oft wunderlich eingeteilt waren. So umfaßte z. B. in Zürich (um 1336) die Schmiedezunft nicht nur die Schmiede, Schwertfeger, Kannengießer, Glockengießer und Spengler, fondern auch „die Bader und Scherer", die Chirurgen des Mittelalters. Die deutschen Städte errangen sich durch Fleiß und Ausdauer allmählich Ansehen und Wohlstand und wußten sich in

7. Geschichte des Mittelalters - S. 4

1888 - Wiesbaden : Kunze
4 Aus der deutschen Vorzeit. an der Mündung der Oder und auf Rügen, die Burgunder von der Oder bis zur Weichsel, die Goten oder Gotonen um die Weichselmündungen. Vom Thüringer Wald bis zur Donau wohnten die Hermunduren, im heutigen Schlesien die Vandalen, in Böhmen die Markomannen, östlich bis zu den Karpathen die Du adert. Gestalt und Lebensweise. Die alten Deutschen waren hochgewachsene, kräftige Gestalten mit feurigen, blauen Augen, blondem, lang herabwallendem Haupthaar, breiten und starken Schultern. Sie schätzten die Unabhängigkeit des unfreundlichen Landes über alles hoch, waren mutig und unermüdlich im Kampfe und auf der Jagd. Zu regelmäßiger Arbeit waren sie nicht geneigt. Durst und Hitze konnten sie nicht ertragen; an Kälte und Hunger hatte das rauhe Klima des ungastlichen Bodens sie von Jugend auf gewöhnt. Ihre Kleidung bestand vorzugsweise aus Tierfellen. Alle hatten einen Mantel zur Bedeckung, welcher mit einer Spange oder einem Dorn zusammengehalten wurde. Die Reichen trugen eng anschließende Kleider aus Leinen oder Wolle und Felle wilder Tiere, welche sie mit seltenem Pelzwerk verbrämten. Männer und Frauen hatten häufig die gleiche Kleidung, außer daß die Frauen öfter leinene Umwürfe trugen, welche mit Purpur besetzt waren und keine Ärmel hatten. Speise und Trank waren sehr einfach. Wildes Obst, frisches Wild, Haferbrei, Brot und geronnene Milch stillten in der Regel ohne weitere Leckerbissen den Hunger; ihr gewöhnlicher Trank war ein Saft, der aus Gerste (Bier) oder aus Honig (Met) bereitet war. Die Stämme, welche an den Ufern der Flüsse oder am Meere wohnten, erhandelten auch Wein. Wohnung. Aus der Vorliebe der Germanen zum freien, unftäten Umherziehen erklärt sich ihre Abneigung gegen die Städte. Sie verglichen dieselben mit Gefängnissen und bauten sich deshalb lieber einzeln und abgesondert da an, wo eine Quelle, ein Bach, ein Feld oder Hain ihnen gefiel. Die Hütte stand häufig in der Mitte der Mark, welche zu derselben gehörte und mit einem Zaun eingehegt war. Zum Bauen bedienten sich die alten Deutschen weder der Bruchsteine, noch der Ziegel. Zhr ganzes Baumaterial war unförmlich und ungefällig. Den Hauptraum des Hauses nahm eine Halle ein, an dessen Hinterem Ende sich der Herd befand, wo das Feuer selten erlosch. In Ermanglung eines Schornsteins mußte der Rauch seinen Ausweg durch die Thür oder durch Dachluken nehmen. Der Herd bildete den Sammelpunkt für die Familie. Hier befand sich der Sitz des Hausherrn, Tisch und Bänke für die

8. Geschichte des Mittelalters - S. 307

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 307 gareta von England feierte, wurde ein nie gesehener Glanz entfaltet. Bei dem Gastmahle erschien zuerst ein großes Einhorn mit einem Panther auf dem Rücken, welcher in der einen Klaue das Banner Englands, in der andern eine Margaretenblume trug. Das Einhorn ging um alle Tafeln herum und blieb endlich vor dem Herzog stehen, welchem die Blume mit einer Anrede überreicht wurde. Dann kam ein vergoldeter Löwe, der eine Schäferin mit dem Banner Burgunds trug, und zum großen Jubel ein zärtliches Lied auf die Neuvermählte sang. Endlich erschien ein Kamel mit einem Sarazenen, welcher beim Herumreiten allerlei ausländische Vögel aus einem Korbe zog und auf die Tafel warf. Man nannte dergleichen Schauspiele Entremets. Am dritten Tage des Festes kam ein Turm, aus dessen Fenstern sechs Bären den Baß brummten, denen zwöls Wölfe und Böcke mit Pfeifen und Flöten und dann Esel folgten, die köstlich sangen. Dann tanzten die Affen einen maurischen Tanz um den Turm. Hiernach folgte ein Walfisch, aus dem zwölf wilde Männer sprangen und miteinander kämpften. Wie die Straßburger Chronik erzählt, trugen Karl und Margareta goldene Kleider; auch war der Festsaal mit goldenen Tüchern behängen. Das Essen wurde täglich auf 800 großen silbernen Platten ausgetragen. 3. Die Frauen am Hofe. Die Veränderungen im Hofleben übten auch Einfluß auf die Stellung des weiblichen Geschlechts. Früher waren die Frauen in einer dem Manne mehr untergeordneten Stellung, rate das aus manchen Gebräuchen ersichtlich ist. Könige gingen ihren Bräuten und Frauen nur bis an die Treppe oder das Thor entgegen, roo diese niederknieten. Wollten die Frauen etwas erbitten, so redeten sie erst, wenn sie knieten. Sie redeten den König mit Monseigneur an; die Frauen wurden nicht Madame, sondern Dame genannt. Erst im 15. Jahrhundert wurde Madame die ehrende Bezeichnung einer Rittersfrau; solche, deren Männer noch nicht den Ritterschlag empfangen hatten, wurden Damoiselles ober Demoiselles angeredet. Als Ludwig Xi. als Dauphin 1456 bei Philipp von Burgunb Schutz suchte, kamen beffen Gemahlin und Schwiegertochter ihm bis ans äußerste Schloßthor entgegen, und knieten vor ihm nieber. Ludwig bot der Herzogin den Arm, allein sie lehnte biefe ihr nicht gebührenbe Ehre ab, führte ihn in feine Gemächer und verbeugte sich tief, als sie sich von ihm verabschiebete. Dies änberte sich vorzugsweise durch Anna von Bretagne, die Gemahlin der französischen Könige Karl Viii. und Ludwig Xii. Sie erhielt zunächst die Einkünfte und Verwaltung ihres Erblanbes für sich und 20*

9. Geschichte des Mittelalters - S. 292

1888 - Wiesbaden : Kunze
292 Vierte Periode des Mittelalters. Trank getrieben wurde, daß die Obrigkeit scharfe Verordnungen dagegen erließ. So feierte 1493 ein Bäckermeister zu Augsburg die Hochzeit seiner Tochter. An 60 Tischen speisten 720 Hochzeitsgäste; an jedem Tische saßen 12 Männer, Junggesellen, Frauen oder Jungfrauen. Die Hochzeit dauerte acht Tage, und es wurde so gegessen, getrunken, getanzt und geneckt, daß am 7. Tage schon viele wie tot hinfielen. Die Trachten waren anfangs ebenfalls einfach. Im 14. Jahrhundert war ein langer Oberrock ohne Ärmel und Knöpfe üblich; er reichte bis zu den Füßen hinab und war am Halse genau überschlagen. Die Frauen trugen ihn weiter, länger und mit einem Gürtel geschürzt. Der Arm in dem engen Ärmel des Ramses reichte aus dem weiteren und offenen Umschlag hervor. Das Haupt war entblößt; Mützen und Hüte trugen nur vornehme Herren. Die Frauen unterschieden sich durch ihr langes Haupthaar, welches in Locken um die Schultern floß und gewöhnlich mit einem Kranze umwunden war. In der Trauer war die Stirn mit Leinwand verhüllt. Um die Schultern hing ein weiter Mantel. Von Gold, Silber, Seide und Edelsteinen sah man wenig. Gugelhüte kamen um 1350 auf, desgleichen auch Schnabelschuhe und Schellentracht, und nicht lange nachher verkürzte man den Manns rock, um die bunten Hosen sichtbar zu machen. Von der Kappe flössen den Rücken hinab zwei Zipfel bis an die Fersen. Mehr als eine Hand breit war der Weiberrock vorn beim Halse geöffnet; hinten war eine Haube genäht, eine Elle lang und noch länger. Auf den Seiten war der Rock geknöpfelt und geschnürt. Die Schuhe waren so zugespitzt, daß man etwas in die Spitze hineinschieben konnte. Der Oberschuh war geklöppelt und genestelt. Allein auch in den Trachten verließen, namentlich die Frauen, bald die gewohnte Einfachheit, wetteiferten mit den Edeldamen in kostbaren, verschwenderischen Moden, in Überladung mit Gold und Edelsteinen und gaben der Geistlichkeit und Obrigkeit häufig Anlaß zu Ermahnungen und Verboten. Seit dem Anfange des 15. Jahrhunderts sind städtische Luxusgesetze und Kleiderordnungen immer häufiger erlassen worden. Reichs- und Landstädte. Die deutschen Städte zerfielen von ihrer ersten Anlage an in Reichsstädte und Landstädte. Die Reichsstädte standen unter dem Hoheitsrecht und der obersten Gerichtsbarkeit des Kaisers, während die Landstädte einem geistlichen oder weltlichen Fürsten untergeordnet waren. Die kaiserlichen oder fürstlichen Beamten, welche das Hoheitsrecht ausübten
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